Problemstellung

In vielen Schlafzimmern gehört es zum Alltag und nicht selten führt es in mancher Beziehung zu einer Zerreißprobe. Das Schnarchen des Partners.

In den Köpfen vieler, besonders älterer Ehepaare, wird diese allnächtliche Lärmbelästigung als nicht abzuändernde Tatsache verarbeitet und zum Teil über Jahre und Jahrzehnte erduldet.

Doch Schnarchen ist nicht der Ausdruck gesunder, unverwechselbarer und urwüchsiger Männlichkeit, zumal nicht wenige Frauen ebenfalls schnarchen, sondern es kann ein unüberhörbares Symptom für eine sehr ernstzunehmende Krankheit sein.

Unabhängig von dem nervtötenden Geräusch kann es unter Umständen sogar zu gesundheitsschädlichen oder gar lebensbedrohenden Zuständen kommen. Dann nämlich, wenn zwischendurch eine, für den Partner erlösende, Stille eintritt, die durch einen vorübergehenden Atemstillstand hervorgerufen wurde. Anzahl und zeitlicher Umfang dieser Atemstillstände sind bei den Betroffenen individuell unterschiedlich. Eines jedoch haben sie alle gemein, egal ob der Atemstillstand wenige Sekunden oder bis zu zwei Minuten! andauert, die Sauerstoffversorgung des Körpers und insbesondere des Gehirns wird unterbrochen. Eine dauerhafte Schädigung von Hirnzellen kann die Folge sein.

 

 


Auf  Dauer bleiben die atemlosen Zustände nicht ohne Folgen.  Betroffene erwachen in der Nacht - meist unbewusst -  immer wieder unvermittelt aus dem Schlaf, sind am nächsten Morgen nicht ausgeruht, sondern fühlen sich  'gerädert'. Tagesmüdigkeit ist oftmals die Folge. Nicht  selten kommt es daher zu Unfällen, deren Auslöser der sogenannte 'Sekundenschlaf' ist.

Was ist Schlafapnoe ?

Windstille nannten die alten Griechen 'apnoia'. Heute bezeichnen die Ärzte mit Schlafapnoe jenen krankhaften Zustand, wenn plötzlich der Atem stillsteht.

Man unterteilt die Schlafapnoe in 3 Formen:

1. Obstruktive Apnoe

Beim Einatmen wird Luft in die Lungen gesaugt (Abb.1) Bei einer obstruktiven Apnoe verschliesst sich während des Einatmens der Rachen durch eine übermässige Erschlaffung der Schlund- und Mundbodenmuskulatur und durch einen erhöhten Gewebsdruck von aussen (Abb.2). Somit gelangt keine frische und sauerstoffreiche Luft in die Lunge, und der Patient droht zu ersticken. Der Patient erstickt aber nicht, weil das Gehirn auf die Atemsignale reagiert. Der Sauerstoffmangel im Blut und die Verminderung des Herzschlages stellen eine Bedrohung für den Menschen dar und bewirken eine Überlebensreaktion: der Kranke schreckt auf, ohne richtig wach zu werden, holt mit einem lauten Schnarcher Luft und beginnt wieder zu atmen (die Sauerstoffsättigung im Blut sowie der Herzschlag normalisieren sich). Aber nur bis zur nächsten Atempause. Das regelmässige Schnarchen ist Ausdruck einer unvollständigen Obstruktion. Das laute regelmässige Schnarchen stellt ein erhöhtes Risiko dar, später an der obstruktiven Apnoe zu erkranken.

2. Zentrale Apnoe

Nicht so häufig hingegen ist die zentrale Apnoe. Hierbei vergisst das Gehirn, während des Schlafens die Atmung aufrecht zu erhalten. Es kommt zu einem Atemstillstand. Die Apnoephasen werden häufig ebenfalls durch ein reflexartiges Aufschrecken, in der Fachsprache 'Arousal' genannt, beendet.

3. Gemischte Apnoe

Doch die meisten Patienten, die im Schlafmedizinischen Labor des Krankenhauses untersucht werden, haben eine gemischte Apnoe. Bei der gemischten Apnoe bestehen zentrale und obstruktive Apnoeformen nebeneinander. Durch den Abfall des Sauerstoffgehaltes im Blut und der Herzfrequenz entsteht eine Streßsituation im Schlaf. Ohne Therapie führt diese Streßsituation zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und anderen.

Definition der Schlafapnoe: Dem Schlafapnoiker bleibt mindestens 5 mal während einer Schlafstunde für 10 Sekunden oder länger die Luft weg. Solche Erstickungsanfälle können bis zu 600 mal pro Nacht auftreten.

4. Definition und Struktur

Der gesunde Schlaf wird in der Medizin in verschiedene Schlafstadien eingeteilt, in  die:

  • Wachphase
  • REM-Phase (REM = rapid eye movement = schnelle Augenbewegung,Traumphase)
  • NREM-Phasen (NON-REM-Phasen)
  • Einschlafphase (1)
  • Leichtschlafphase (2)
  • Tiefschlafphasen (3) und (4)

Für einen erholsamen Schlaf muss der Schläfer diese Schlafstadien (REM, Stadien 1 - 4) mindestens 4 mal in der Nacht durchlaufen.

In der Tiefschlafphase erholt sich der Körper, in der Traumphase werden die Erlebnisse des Tages geistig und seelisch verarbeitet. Durch die bei der Schlafapnoe auftretenden Erstickungsanfälle wird der Rhythmus diese Schlafphasen zerstört. Der Schlafapnoiker kann nicht mehr erholsam schlafen, er verbringt bis zu 80% der Nacht in einem oberflächlichen Schlaf und nur 10 - 20% der Nacht in den notwendigen Tiefschlafphasen (3),(4) und in der Traumphase (REM-Phase).

 

Schlafapnoe

Über Menschen, die schnarchen, werden gerne Witze gemacht. Dabei ist Schnarchen alles andere als eine scherzhafte Angelegenheit. Lautes Schnarchen kann vielmehr ein ernst zu nehmendes Anzeichen für schlafbezogene Atmungsstörungen sein. Es deutet auf eine Verengung der Atemwege hin, die den Betroffenen das Atemholen im Schlaf erschwert. Die typischen Schnarchgeräusche entstehen bei der Anstrengung, durch die verengten Atemwege Luft zu holen.

Ca. 10 - 30% der Erwachsenen schnarchen im Schlaf. In den meisten Fällen ist jedoch keine Behandlung erforderlich, da Schnarchen an sich keine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Dagegen ist lautes und unregelmässiges Schnarchen in der Regel ein erster Hinweis auf obstruktive Schlafapnoe, eine potentiell lebensbedrohliche Erkrankung, die bei 5% der Bevölkerung auftritt und vorwiegend übergewichtige Männer im mittleren Lebensalter betrifft. Apnoe stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet Atemstillstand.

Da bei Schlafapnoe die Atmung im Schlaf nicht einwandfrei funktioniert, erhalten die Patienten nicht genug Sauerstoff und schlafen insgesamt sehr schlecht. Schlafapnoe kann zu Tagesschläfrigkeit führen und der Auslöser für Bluthochdruck, Herzversagen sowie Herz- und Schlaganfälle sein. Bei lautem und regelmässigem Schnarchen, das in jeder Körperlage auftritt, sollte grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden, der den Patienten gegebenenfalls an ein Schlafmedizinisches Zentrum zur genauen Untersuchung des Schlafs überweist.

Schlafapnoe bei Erwachsenen

Schnarchen kann eine Lautstärke erreichen, die an die Geräuschentwicklung von Pressluftbohrern heranreicht, über mehrere Räume hinweg zu hören ist und manchmal bis zur benachbarten Wohnung durchdringt. Die typischen Geräusche des Schnarchens, die im Wechsel von Atempausen und heftigem Luftschnappen entstehen, spiegeln das Aus- und Einsetzen der Atmung akustisch wider. In schweren Fällen setzt die Atmung zu 75% der gesamten Schlafdauer aus.

Der gestörte Nachtschlaf kann extreme Tagesschläfrigkeit verursachen und zu gravierenden Belastungen im Privat- und Berufsleben führen. Schlafapnoeiker unterliegen auch erhöhten Unfall- und Verletzungsrisiken, da sie jederzeit an der Arbeit oder beim Autofahren einschlafen können. Die Wahrscheinlichkeit von Verkehrsunfällen ist bei Schlafapnoeikern ca. 2-5 mal höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern.

Schlafapnoe kann zu Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Zerstreutheit, Angstzuständen und Depressionen führen. Diese Beschwerden können plötzlich und unvermittelt auftreten oder sich in einem schleichenden Prozess über Jahre hinweg herausbilden. Die Symptome werden oftmals gar nicht beachtet oder in ihrer Bedeutung nicht ernst genommen. Meistens werden Familienmitglieder, Arbeitgeber oder Kollegen auf das veränderte Verhalten der Patienten aufmerksam und regen eine ärztliche Untersuchung an. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Betroffenen selber registrieren, dass sie nachts häufig aufwachen und nach Luft ringen.

Manche Patienten klagen auch über morgendliche Kopfschmerzen und ein nachlassendes sexuelles Interesse. Bei Männern kann es zudem zu Erektionsstörungen kommen.

Schlafapnoe bei Kindern

Schlafapnoe wird mit dem plötzlichen Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome = SIDS) in Verbindung gebracht, obwohl die Ursachen und Zusammenhänge nicht genau bekannt sind. In der Forschung geht man derzeit der Frage nach, welche Rolle die Schlafapnoe beim plötzlichen Kindstod spielt und inwieweit sie als auslösender Faktor in Betracht kommt.

Schlafapnoe kann bei Kindern mit Übergewicht und vergrößerten Mandeln bzw. Polypen auftreten. Unter Schlafapnoe leidende Kinder schnarchen, zeigen Schwierigkeiten beim Luftholen und haben einen unruhigen Schlaf. Da Schnarchen im Kindesalter sehr ungewöhnlich ist, sollten Eltern stets einen Arzt zu Rate ziehen.

Ältere Kinder, die unter Schlafapnoe leiden, wirken oft träge und schwerfällig und zeigen schlechte Leistungen in der Schule. Sie werden häufig als 'langsam' und 'faul' eingeschätzt.

Ursachen der Schlafapnoe

Im Gegensatz zum Wachzustand läßt im Schlaf die Spannkraft aller Muskeln nach. Dies gilt auch für alle an der Atmung beteiligten Muskeln. Bei den meisten Menschen hat dies keine negative Auswirkung auf die Atmung im Schlaf. Bei manchen Menschen ist dagegen der Tonusverlust der Muskeln im Rachenraum so groß, dass die Atmung in erheblichem Maße beeinträchtigt und der Schlaf damit zu einem gesundheitlichen Risikofaktor wird.

Eine weitere Ursache für Schlafapnoe liegt in der Verengung der Atemwege durch Normabweichungen im Rachenraum. Auch Fehlleistungen in jenem Teil des Gehirns, das für die Steuerung der Atmung im Schlaf zuständig ist, können Schlafapnoe verursachen. Normalerweise werden vom Gehirn Befehle an die Muskeln zur Steuerung der Atmung ausgesandt. In manchen Fällen von Schlafapnoe scheint das Gehirn die Aussendung dieser Anweisungen regelrecht zu 'vergessen'.